Freitag, 23. Mai 2014

44. Gran Fondo Nove Colli



Wie gesagt: „Für mich ist der Nove Colli eines der schönsten Radsportevents überhaupt!“ Und so ging es auch dieses Jahr wieder in die Emilia Romagna, um ein 9 tägiges Trainingslager und den G.F. Nove Colli zu bestreiten. Ein 200km langes Straßenrennen, über 9 knackige Anstiege, mit gesamt 3850hm, im Rahmen traumhafter - italienischer Radsportkulisse. Ich will diesmal auch gar nicht wieder zu weit ausholen - um zu Schwärmen - Ihr solltet das einfach mal selbst erleben. Die sonnigen Trainingstage gingen natürlich wieder viel zu schnell vorüber, an denen wir ca. 800 km, auf den bekanntesten Strecken und Anstiegen, sammelten. Dabei war auch Altmeister M., der kurzentschlossen nachmeldete, um an der Form zu feilen. Für eine Rennteilnahme war`s leider zu spät, da alle 14000 Startplätze schon lange vorher  vergeben waren. Trainingslager mit anschließendem Rennen ist eigentlich auch nicht so ideal, und man muss schon aufpassen, um im Training nicht zu Überziehen und rechtzeitig zu Regenerieren, jedenfalls bei einem ambitionierten Start über die 200km. Wahlweise kann man am Abzweig Sogliano auch auf das 135km Rennen verkürzen, aber um auch im nächsten Jahr in der Gruppo Rossa (also im roten, 1000 köpfigen Lizenz Startblock) starten zu dürfen, benötigte ich diesmal wieder ein solides Ergebnis auf der Langstrecke. Dazu möchte ich gerne auf meinen Bericht und die Ereignisse vom letzten Jahr verweisen.

Mein Focus war diesmal etwas mehr auf die Trainingswoche ausgerichtet, auch wenn ich mir fürs Rennen die Top 100 (mit Augenzwinkern die Top 50) der Gesamtwertung vornahm. Klingt nicht so anspruchsvoll, aber im Rahmen dieser großen Veranstaltung und der vorhandenen Leistungsdichte, ist das schon eine Hausnummer. Hier misst man sich immerhin mit den besten Lizenzfahrern der Radsportnation Italien.

Die Nacht vorm Rennen schlief ich nicht wirklich gut, wofür nicht zuletzt der Zustand der Straßen, genauergesagt einiger Abfahrten, verantwortlich war. Der vergangene Winter hat seine Spuren, an den sowieso schon grenzwertigen Abschnitten, hinterlassen und an manchen Stellen musste man seine Zunge schon gerade in den Mund nehmen, um nicht in einem der vielen Asphaltrisse einzufädeln. Teilweise wurde zwar vorm Rennen noch „schnell und italienisch“ Ausgebessert, an einigen – wirklich nötigen Passagen – leider nichts getan. So war zum Beispiel die Highspeed-Abfahrt vom Pugliano über San Leo, hinunter nach Secchiano so grenzwertig, dass man hier selbst mit dem MTB vorausschauend abfahren sollte. Gut dass ich die Schlüsselstellen vorher besichtigt hatte, um hier keine böse Überraschung zu erleben.

Das Wetter der Trainingswoche war, bis auf einen – nicht wirklich ungünstig gelegenen – Regentag, sehr schön und auch für den Rennsonntag war reichlich Sonne gemeldet. Trotzdem war es zum Start, der pünktlich 6.00Uhr erfolgte, mit 12°C noch empfindlich kalt, und so trennte ich mich von meinen warmen Klamotten erst kurz vorm Start. Auf los ging’s los, ich kam aus ca. 10ter Reihe ganz gut in die Gänge und nach 100 Metern hatte das Feld die Reisegeschwindigkeit bereits erreicht. Mit 55km/h steuerten wir auf die ersten Kreisverkehre zu, wo es auch diesmal wieder ziemlich eng wurde. Wenn Du Dich hier einen Zacken zu weit hinten im Feld bewegst, dann wird´s bis zum ersten Anstieg in Bertinoro ganz schön hart. 30 Kilometer mit ca. 30 Tempowechseln, zwischen 30 und 55km/h. Da bist Du schon vorm ersten Berg mausegrau und hast noch keinen einzigen Höhenmeter gesehen.

Meine Tagesform war ganz gut, das Flachstück hatte ich überlebt, und so ging es in den ersten Anstieg nach Bertinoro und über Polenta, wo die ersten kurzen - aber giftigen Rampen zu bewältigen waren und sich gewöhnlich auch die ersten Gruppen bilden. Hier kann man nicht lange zögern, wenn man denn  vorne dabei sein will. Am 2. Anstieg, dem Rivoschio, schloss sich das vordere Feld nochmal zusammen, bevor dann im oberen Teil die Post abging und sich die Spreu vom Weizen trennte. Ich bewegte mich hier etwas eingekeilt, an ca. 150. Position und musste mich in eine größere Gruppe einordnen, in der auch die spätere Gewinnerin des 135 km Rennens vertreten war.  Junge-Junge, die wusste wie man schnell Rad fährt. Über den Bergrücken ging es dann in die steile Abfahrt nach Linaro und den langen Anstieg nach Ciola, wo ich mich aus der ca. 25 köpfigen Gruppe absetzen konnte, ohne hier schon wesentlich zu überziehen. So fuhr ich dann auch die Abfahrt nach Mercato allein, und schloss auf eine kleine Gruppe vor mir auf, mit der ich in den härtesten Anstieg zum Barbotto ging. Ein Colli der es wirklich in sich hat, und wo jährlich hunderte Zuschauer für „Giro-Stimmung“ sorgen. Schon aus der Ferne konnte man das Mikrophon des „Anheizers“ hören, der das Rennen hier kommentierte und die Fahrer über die letzte 18% Rampe puschte. Wie gesagt: das müsst Ihr mal erleben, am besten aus Fahrersicht! Oben verbottelte mich des Meiners Mutsch und meine Liebste, die mich an diesem Tag betreuten. Habt ihr wirklich klasse gemacht, DANKE!

Weiter ging`s dann über die Höhenstraße, zur Streckenteilung (135km bzw.200km) nach Sogliano, wo unsere Gruppe geschlossen auf die 200km Runde und die folgende Abfahrt nach Ponte Uso abbog, die auch schon mal in besserem Zustand war. Über die nächsten Anstiege, den Monte Tiffi und Perticara, versuchte ich ein paar Körner zu sparen, um am längsten Berg, hinauf nach Monte Pugliano, vielleicht noch eine vordere Gruppe zu erreichen. Ich fühlte mich noch ganz gut, und so gelang es mir tatsächlich, mich im Anstieg abzusetzen und kurz vorm Gipfel, bzw. dem Abzweig nach San Leo, eine kleinere Gruppe zu erreichen. Es folgte die bereits erwähnte Abfahrt nach Secchiano, die ich mit erwähnter Streckenkenntnis solide hinunterholperte. 


Unten formierte sich dann eine Gruppe aus ca. 15 Fahrern, ich wurde nochmals verbottelt, dann ging es schon in den vorletzten Colli, den Passo delle Siepi, der nicht sonderlich steil ist, aber nach dem Flachstück im Uso-Tal wartete ja noch der finale Scharfrichter, der Gorolo. Bei sengender Mittagssonne und nach 170 Kilometern die steilen 18% Kehren hochzukeulen, das ist schon ein wirkliches Schmankerl. Übrigens, an diesem Anstieg wurde, wie auch am Barbotto, die Zeit für einen Bergpreis genommen, wo es für mich immerhin zu Platz 45 reichte, obwohl ich hier nicht wirklich ambitioniert fuhr. Die Langstreckenform ist also gar nicht so schlecht, was hoffen lässt, denn da war schon bissl mehr drin.

Auf den finalen 30 flachen Kilometern - zurück nach Cesenatico - ging jeder nochmal durch die Führung, dann galt es noch die verwinkelte Einfahrt auf die Zielgerade sturzfrei zu meistern. Aus dem Gerangel um die besten Positionen, für den folgenden Gruppensprint, hielt ich mich dezent zurück und überquerte die Ziellinie im Mittelfeld unserer Gruppe, auf Platz 91 der Gesamtwertung, nach 06:26:15 Stunden. Im Rahmen dieses Rennens ein solides Ergebnis, mit dem ich zufrieden sein kann, gerade in Hinsicht auf die zurückliegende und anstrengende Trainingswoche.

Leider habe ich mir auf der Rückreise, ins kältere und verregnete Deutschland, eine Erkältung zugezogen, mit der ich nun schon seit Dienstag zu kämpfen habe. Ein Start in Markersbach ist also noch fraglich, was schade wäre, aber warten wir`s mal ab.

Alles Infos und Ergebnisse (nach Anmeldung!) guckst Du hier:

Bis demnächst.

Euer Straßenfahrer

Montag, 5. Mai 2014

9. Halden-Bike-Marathon Löbichau



04.05.2014

So richtig Glück hatte ich eigentlich noch nie beim Haldenrennen, und auch diesmal sollte nicht alles rund laufen. Aber der Reihe nach. Die Woche seit dem Rennen in Bad Harzburg habe ich ganz gut regeneriert, das Sonntagswetter war frisch aber trocken, und Ausschlafen durfte ich auch, da der Haldenritt traditionell erst zur Mittagszeit startet. Mit einer halben Stunde Anreisezeit von C1D, war also noch genug Zeit für ein ausgedehntes Frühstück, eine Folge Columbo und ein Verdauungsschläfchen auf der Ottomane. Auch an diesem Wochenende hatte ich, in Vorbereitung auf den G.F. Nove Colli, für die Marathondistanz gemeldet, d.h. 4 Runden zu je 25km. In Summe also runde 100km, mit ca. 1400 Höhenmetern, die sich auf 4 Haldenüberquerungen und die kraftraubenden, ruppigen Böschungen verteilen. Die Anfahrt nach Löbichau absolvierte ich im Halbschlaf, bemerkte dies leider erst in Gera und sammelte somit noch einige Bonusmeilen für meine Vielfliegerkarte. Egal, ich war trotzdem zeitig dran und ergatterte einen der beliebten Parkplätze am Vereinsgebäude, gleich gegenüber der Duschen und direkt neben dem Bratwurststand. 1A!
 
Bissl frisch war´s dann schon noch beim Warmfahren, aber das sollte sich ja bald ändern. Tags zuvor hatte sich ein Großteil der Westsächsischen MTB Elite in Riva verausgabt, was das Starterfeld der Langstrecke und die Anzahl der potenziellen Favoriten deutlich eingrenzte, bzw. auf die beiden kürzeren Runden verschob. Pünktlich 12.00 Uhr wurde das übersichtliche, ca. 20 Köpfige, Starterfeld dann auf die Reise geschickt. Nach moderater Einführungsrunde und ersten Tempoverschärfungen hatte sich dann recht schnell eine 4 köpfige Spitzengruppe gefunden. Mit dabei waren Benjamin Michael (Ghost Racing Team), Ronald Kunz (Fahrrad Gille Bockau), Marek Berger (SV Remse) und meine Wenigkeit (Team-Stein-Bikes). Teamkollege Dr. O ereilte leider schon kurz nach dem Start ein hartnäckiger Kettenschaden, der ihn so weit zurückwarf, dass er das Rennen aufgab und die übrigen Runden als Trainingseinheit nutzte. Zu viert ging´s also im Tempowechsel über die ersten 50km, wobei Ronald mit mir die meiste Führungsarbeit leistete, Benjamin Michael offensichtlich „taktierte“ und M. Berger im Windschatten den Anschluss hielt.  In Runde 3 fiel Letzterer nach einer weiteren Tempoverschärfung zurück, da waren wir nur noch zu dritt. Dann kam so langsam der Moment – an dem der Elefant ins Wasser rennt. Den besten Streckenabschnitt für eine Attacke hatte ich mir schon zurechtgelegt, Körner hatte ich noch einige, aber dann kam es leider doch etwas anders wie geplant. In einem der Trails, Mitte der letzten Runde, versprang mir die Kette, verwickelte sich um den Kurbelarm und zwang mich vom Rad. Shit happens, da war es wieder, das Löbichau-Syndrom! Nachdem ich den Schaden behoben hatte, schloss ich recht zügig zu Ronald auf, und wir gingen in die Verfolgung des Mannes mit den beiden Vornamen, der – von der Situation begünstigt –  leider schon einigen Vorsprung hatte. Die Verfolgung gestaltete sich etwas zäher wie gedacht, da Ronald meinem Tempo leider nicht mehr ganz folgen konnte und ich somit allein im Wind arbeiten mußte. Den Rückstand konnte ich bis zum Ziel, also auf den Restlichen, ca. 10km, leider nicht mehr komplett zudrücken, und so überfuhr ich die Ziellinie als gesamt Zweiter, mit einer Minute Rückstand auf Benjamin Michael und 3 Minuten vor der Westsächsischen Skilanglauflegende Ronald Kunz.

Schade, denn hätte….hätte….hättte, Punkt.

Die derzeitige Form stimmt jedenfalls und ich freue mich auf das kommende Trainingslager in Italien und das folgende 200km lange Straßenrennen, den Gran Fondo Nove Colli. Eines der schönsten Straßenrennen ever!                http://www.novecolli.it/


Alle Ergebnisse und Infos zum Haldenritt, guckst Du hier:



Ciao

Euer Straßenfahrer